Im Jahr 1861 gründete der Landwirt Josef Aschauer (1822 – 1909; Flügelhornist) im Rahmen der Liedertafel (zu der auch ein Streichorchester gehörte) die Bürgermusikkapelle Eferding. Die Kapellmeisterstelle übernahm der Grundbuchführer Alois Hödl, der zugleich auch Chorleiter der Liedertafel war. Bis zum Jahre 1923 rückte die Kapelle üblicherweise in Zivil aus, nur bei großen Festen und Veranstaltungen der Veteranen wurde die Veteranenuniform getragen.
1875 übernahm der Lebzelter Ignaz Vogl (1842-1908, Flügelhorn und Piccoloflöte) das Amt des Kapellmeisters. Aus dieser Zeit stammt auch der traditionelle Fronleichnamsweckruf. Die Bürgermusik zog „frühmorgens“ durch die Straßen, „um die Träumer zu wecken“ (Zeitungsnotiz aus 1899).
Bis zum ersten Weltkrieg
1905 bis 1920 war Franz Vogl, der Sohn von Ignaz Vogl, Kapellmeister. Zusätzlich hatte er von 1913 bis 1935 die Funktion des Obmanns inne. Im Jahr 1913 löste sich die Blaskapelle aus dem Verband der Liedertafel. Am 28.10.1913 wurden die Statuten des „Musikvereins Eferding“ von der k.k. Statthalterei genehmigt. Dem Kapellmeister (unter dem Titel „Musikdirektor“) unterstanden sowohl die Blaskapelle als auch das Streichorchester.
Da während des ersten Weltkrieges die Stadtkapelle ihre Tätigkeit einstellen musste, wurden die Fronleichnamsfeste in den Jahren 1917 und 1918 durch eine Jugendkapelle (bestehend aus Blechbläser und Schlagzeugern unter der Leitung von Hr. Grill, Lehrer in der Volksschule Rockersberg) musikalisch begleitet.
Zwischenkriegszeit
1920 bis 1945 stand der Gemeindebeamte August Kubizek, der sich auch als Komponist einen Namen machte, der Kapelle als Leiter vor.
Im Jahr 1923 erhielt die Stadtkapelle Eferding ihre erste eigene Uniform, bestehend aus schwarzer Hose, schwarzem Rock und Schirmmütze, die in modifizierter Form noch heute verwendet wird.
NS-Stadtkapelle
Nach dem Anschluss an das Deutsche Reich im Jahr 1938 wurde das Streichorchester in ein „Kreissymphonieorchester Grieskirchen“ eingegliedert. Die Leitung übernahm August Kubizek, der auch weiterhin Kapellmeister der „NS-Stadtkapelle Eferding“ blieb. Als 1945 August Kubizek aus politischen Gründen seine Funktion zur Verfügung stellte, war es vorerst mit den musikalischen Aktivitäten zu Ende.
Neubeginn 1945
Der Schmiedemeister Karl Aschauer begann als Kapellmeister die Musikkapelle wieder zu reaktivieren; Obmannstellvertreter Josef Dallinger kümmerte sich neben den organisatorischen Belangen als Musikschulleiter zudem noch um den Nachwuchs. Bis 1970 fand die Kapelle im Gasthaus „Hanslwirt“ unter bester Betreuung von Wirtin Lini Uttenthaller ihre Bleibe.
Nach der offiziellen Reaktivierung 1947 übernahm Josef Dallinger bis zu seinem frühen Tod 1955 die Obmannstelle; Kapellmeister Karl Aschauer stellte seine Funktion nach einer Kontroverse mit der Stadtgemeinde zur Verfügung. Sein Nachfolger wurde Rudolf Gintersdorfer, der bis 1964 Kapellmeister blieb.
Die Ära Gintersdorfer
Unter Leitung des Kapellmeisters Rudolf Gintersdorfer feierte der Musikverein große Erfolge, unter anderem Ausgezeichnete Erfolge bei den Wertungsspielen der Oberstufe in Aschach (1951) und in Wels (1953) und schnitt auch beim Antreten in der Kunststufe (1954) sehr gut ab. Nach dem überraschenden Tod von Josef Dallinger im Jahr 1955 wurde Dr. Stefan Tull in einer Kampfabstimmung zum Obmann gewählt.
Ihm folgte bereits ein Jahr später der Landwirt Franz Uttenthaler, der diese Funktion 1962 aus Altersgründen an den Leiter des Davidchores Wilhelm Pittrof übergab.
Nachwuchsmangel und das Ausscheiden namhafter Musiker führten zu einer musikalischen Krise, die neben personellen Unstimmigkeiten die Ursache für den Rücktritt des Kapellmeisters Ginterdorfer 1964 führte. Mit ihm verließ auch Obmann Wilhelm Pittrof den Verein.
Das Duo Hellmayr/Kriechbaum
Am 6. Jänner 1965 wurden der Gastwirt Karl Hellmayr zum Obmann und der Gendarmeriebeamte Karl Kriechbaum zum Kapellmeister bestellt. Diesem Führungsduo gelang es, die personellen Schwierigkeiten zu beseitigen und die Kapelle musikalisch rasch wieder auf ein solides Oberstufenniveau zu führen. Nach fast 20-jähriger Tätigkeit legten sowohl Obmann Hellmayr, als auch Kapellmeister Kriechbaum ihre Funktionen in jüngere Hände. Karl Kriechbaum bekam später der Ehrenkapellmeistertitel verliehen und er wurde für seine Verdienste rund um Musik, Literatur und Dichtkunst zum Konsulent ernannt. Zudem war er ein eifriger Komponist und ließ dem Musikverein zahlreiche Werke in unterschiedlichen Besetzungen und Genres zukommen. Er blieb dem Musikverein bis zu seinem Tod 2015 lange ein treuer Verbundener.
Der damalige Eferdinger Bürgermeister Dr. Hans Hochleitner übernahm 1984 die Obmannfunktion, der Landesbeamte Stefan Hartl die Funktion des Kapellmeisters. Bis zum Jahr 1985 gelang es in einem Gebäude der evangelischen Kirchengemeinde einen eigenen Proberaum zu schaffen. Unter der Leitung von Kapellmeister Hartl errang die Kapelle eine Auszeichnung bei der Marschwertung 1985 und weitere große Erfolge bei zahlreichen Wertungsspielen und Konzerten.
Nach dem Tod des Obmanns Dr. Hans Hochleitner übernahm interimistisch 1992 sein Stellvertreter Karl Kriechbaum diese Funktion bis 1993 Kulturstadtrat Egolf Richter an seine Stelle trat. Durch Obmann Richter gab es 1997 erste Kontakte zur Stadtgemeinde betreffend eines eigenen Musikheims im zu renovierenden Pfarrheim, das von der Stadtgemeinde angekauft wurde. Nach vielen erfolgreichen Gesprächen konnte 2001 mit den Umbauarbeiten begonnen werden. Der Einzug folgte im Herbst 2002.
Jahrtausendwende (Die Ära Stadlmayr)
Mit neuer Unterkunft im renovierten Stadtsaal konnte unter der neuen Führung (ab 1999) von Obmann Reinhard Mitter und Kapellmeister Hermann Stadlmayr und mit der Gründung eines eigenen Jugendblasorchesters eine weitere erfolgreiche Ära in Angriff genommen werden. Der Altersdurchschnitt sank und viele junge talentierte Musiker wurden in den Verein integriert. 2005 reiste der Musikverein sogar mit einer Delegation des Landes OÖ und der Stadtpfarrkirche Eferding nach Rom um die Beleuchtung des Weihnachtsbaumes im Vatikan musikalisch zu untermalen. Zudem nahm man an einer Audienz bei Papst Benedikt XVI teil und erhielt im selben Jahr den Zuschlag für die Teilnahme als Vertreter Oberösterreichs am Bundesmusikfest 2009 in Wien in Kooperation mit dem MV Haibach.
150 Jahre Musikverein Eferding
Im Jahr 2007 wurde der Erfolgslauf der neuen Führungsspitze brutal unterbrochen. Der überraschende Tod von Obmann Mitter schockte den Musikverein und sein Stellvertreter Dr. Wolfgang Traunmüller musste kurzerhand die Geschäfte des Vereins führen. Mitters Tod hinterließ jedoch eine tiefe Lücke, die erst im Herbst 2008 durch den ehem. Bürgermeister von Pupping, Leo Wenzelhuemer als neuen Obmann allmählich geschlossen werden konnte. Mit ihm an der Spitze konnte die Planungen für die 150-Jahre-Feier des Musikvereins und das Bezirksmusikfest in Eferding im Jahr 2011 gestartet werden.
Das Festjahr 2011 war ein voller Erfolg und auch musikalisch konnte der Musikverein in diesen Jahren mit Open-Air-Konzerten am Stadtplatz oder im Bräuhaus, sowie mit einem Silvester-Galakonzert im Stadtsaal sein Publikum begeistern. 2016 wurde nach dem freiwilligen Ausscheiden von Obmann Wenzelhuemer sein bisheriger Stellvertreter Rainer Meindlhumer zum Vereinsobmann und mit neuer Führung wurde das Bezirksmusikfest 2017 am LILO-Gelände erfolgreich durchgeführt.
Die neuen 20er
21 musikalisch wertvolle Jahre wurden durch Kapellmeister Hermann Stadlmayr geprägt, doch auch jede noch so erfolgreiche Ära geht einmal zu Ende. Der Musikverein konnte sich glücklich schätzen, dass durch die erfolgreiche Jugendarbeit von Kapellmeister Stadlmayr und seinem Team sogar der Kapellmeister-Nachwuchs aus den eigenen Reihen hervorgeht.
Bei der Generalversammlung am 01.06.2020 wurde Michael Ahammer einstimmig zum neuen Kapellmeister gewählt und unter der jungen Führung von Obmann Meindlhumer und Kapellmeister Ahammer bereitet sich der Musikverein auf das Jahr Festjahr 2022 vor. Die 800-Jahr-Feier der Stadt Eferding mit vielen musikalischen und kulturellen Highlights wird vom Musikverein mit dem Bezirksmusikfest wieder beim LILO-Gelände bereichert und wird sicher ein toller Erfolg.